Das Märchen vom kleinen Thomas

Hallo Ihr Brüder und Schwestern vom großen Fluss!


Da die Nachricht, welche ich Euch übermitteln muss nicht gerade prickelnd ist, hab ich mir gedacht ich schreib‘ Euch die ganze Geschichte. Ich gebe ihr folgenden Titel, weil es einfach typisch ist bei mir: „Die Geschichte vom kleinen Thomas, der schon immer fröhlich in die Welt hinaus marschiert ist, aber trotzdem irgendwie kein Glück hat!“

Voll Freude fiebern wir (Wilma und ich) schon seit Wochen auf unseren Urlaub zu. Moppet fahren mit netten Leuten: „Geil!“ Es wundert mich immer wieder, wie Ihr chaotischen Knallköpfe es schafft, so schöne Dinge zu organisieren. Wahrscheinlich nur wegen Dir Carita. Mit welchen Mitteln Ihr auf die glänzenden Ideen kommt möchte ich schon gar nicht so genau wissen.


Kurz und gut, so bereitet sich klein Thomas schon seit einiger Zeit auf die Tour vor. Vor allem, dass er mal seine Frau überzeugen konnte mitzufahren, lässt klein Thomas zu Höchstleistungen auflaufen. Er wird zum Stammkunden bei seinem Motorraddealer und rüstet seine Liebe endlich mal ordentlich aus, damit sie nicht in nasser Jeans und Turnschuhen ankommt. Auch steigert der ansonsten sehr flechsige, in den Tag hineinlebende Weltenbummler sein Sicherheitsbewusstsein auf eine Ebene, die er in hundert Jahren alleine nie erreicht hätte. Geschweige denn wegen seinem bisschen Leben einen Sinn darin gesehen hätte.


Es muss ein Hinterreifen her denkt der Blauäugige. Vorderrad ist ok. Beim Fachmann gehen ihm allerdings dann die Augen auf. Er erfährt das Alter seiner eigentlich Pfennig guten Bereifung. Also unmöglich nur einen zu kaufen. Aber immer noch guten Mutes macht sich Tommylein mit Werkzeug ausgerüstet in die Tiefgarage (Kippgarage) auf und macht sich ans Werk. Er ist ja ein cleveres Bürschchen der nach ewigem Schrauben und nebenbei putzen überhaupt keine Probleme hat zwei Reifen zu wechseln. Vom sicheren aufbocken mit seinen wenigen Mitteln will ich gar nicht reden. Sicherheitstechnisch unterwegs bemerkt der technisch versierte Bastler natürlich auch, dass die Bremsbeläge sehr nahe am Bremsscheibenschleifen sind. Muss er halt morgen nach der Arbeit schnell beim Motorraddealer vorbei schauen. Das kleine Handicap, das sich beim Anlassen von der Arbeit weg bemerkbar macht, ignoriert er beflissen. Dazwischen schnell mal wieder einen Wasserrohrbruch in der Wohnung, damit auch die letzten zwei Räume (Klo und Bad) mit Wasserschäden durch sind. Beim Dealer schnell noch Bremsbeläge, Bremsflüssigkeit usw. einkaufen und wieder ran ans Werk in die Tiefgarage. Kein Problem, schon fast stolz. Allerdings haben die Deppen ihm zweimal für hinten anstatt für vorne mit Bremsbelägen ausgestattet. Da der Anlasser immer mehr muckt nutzt unser Held den Buckel in die Tiefgarage schon als Starthilfe. Juckt ihn aber wenig bei seinem sonnigen Gemüt. Das wird schon wieder gut. Wieder zum Dealer, umtauschen und erneut ans Werk. Kaum ist der handwerklich begabte junge Mann fertig mit seinen Wartungsarbeiten bemerkt er, dass das Anlasser Problem vielleicht auch trotz vieler Berge seine Sozia stören könnte. Neue Batterie und ein kleiner Hammer sind die Lösung. Bestens ausgerüstet ist er nun bereit mit seiner Frau mal eine Tour zu machen, damit sie sich nach unserem Indientrip wieder ans längere Motorradfahren gewöhnt. Bei kurzen Strecken ist alles ok. Auch für mich war dies wichtig, da ich in Indien das ein oder andere mal nicht so recht an mein Fliegengewicht hinten gedacht habe und den einen oder anderen Speedbreaker übersehen habe. Ihr könnt vorstellen was ich mir da anhören musste wenn sie ca. einen halben Meter dabei abgehoben ist und am Steißbein gelandet ist. Das hat ihr mit höllischen Schmerzen, häufigen Arztbesuchen und Physiotherapie mehrere Monate eine motorradfreie Zeit beschert.

Nach unserem kleinen Tagesausflug ist das erwähnte Prozedere die letzten Tage wie am Schnürchen gelaufen. Das heißt konkret: Steißbein ordentlich den nächsten Treffer abbekommen, höllische Schmerzen, den Arztbesuch hinter sich, Physiotherapie vor sich und ein absolutes Verbot vom Arzt, die nächste Zeit sich längere Zeit in einem Fahrzeug zu bewegen. Er verspricht ihr bei Nichtbeachtung einen sicheren bleibenden Schaden, wenn es nicht eh schon zu spät ist. Glück ist was anderes und wie willst du das erzählen?


Wahrscheinlich hab ich noch einiges selbst beim Schreiben vergessen. Also kurzum: Ich fahr nun alleine. Einfach Mist denn ihr wisst ja wie stolz ich war, dass sie mal mitkommt. Ich freu mich wenn wir uns bald sehen und auf die Tour. Angst macht mir allerdings Euer mittlerweile immer professionelleres Auftreten. Seid Ihr auch wirklich ok? Oder muss ich mir Sorgen machen? Keine Angst: Das kriegen wir schon wieder hin.